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Kiss me, Kate

cole porter

Musical von Cole Porter
Premiere: Samstag 27.Oktober 2012, Volksoper Wien

„Triumphaler Erfolg des ersten Musicals in Österreich“ - mit Jubelmeldungen wie dieser begrüßten die Zeitungen Marcel Prawys „Kiss me, Kate“-Produktion im Februar 1956 an der Volksoper.

Das Werk blieb - mit drei Neuinszenierungen und insgesamt 338 Vorstellungen an unserem Haus - ein Lieblingsmusical des Publikums. Vor genau 17 Jahren fand die letzte „Kate“-Produktion an der Volksoper statt; nun präsentiert ein Team um den Hausdebütanten Bernd Mottl und den schon bei „Hello, Dolly!“ erfolgreichen Dirigenten John Owen Edwards den Klassiker in (von Peter Lund auch textlich) erneuertem Gewand.

Werkbeschreibung

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Mit Geschick, Geschmack und einer großen Portion Humor verquickten Dichterkomponist Cole Porter und seine Textautoren Samuel und Bella Spewack die Bühnenwelt William Shakespeares mit einer unterhaltsamen Rahmenhandlung: Ein zerstrittenes Künstlerpaarhat „Der Widerspenstigen Zähmung" darzustellen - Hangreiflichkeiten, mitreißende Tanzeinlagen und exquisite Broadway-Musik inklusive! 1948 erblickte „Kate" das Licht des Broadway und blieb fortan eines der Spitzenwerke der Gattung. Ein halbes Jahrhundert später stellte Don Sebesky eine modernisierte Neuinstrumentierung her, die nun erstmals an unserem Hause erklingt. Der Import des Musicals nach Österreich war eine musikhistorische Leistung, die Marcel Prawy in seinen Lebenserinnerungen auch als Abenteuer schildert; auf diese Weise entschied sich der Dramaturg für „Kate" und lernte bei der Gelegenheit auch einen seiner Hauptdarsteller kennen: „Überall im Land waren Sommertheater, wo eine Gruppe von jungen Leuten für den ganzen Sommer engagiert war. Jede Woche ein anderes Musical, so dass Sie, wenn Sie herumfuhren, die gesamte Literatur in einem Sommer studieren konnten. Und genau das habe ich gemacht, mit einem schrecklichen, billigen Oldsmobile, das immer wieder zusammengebrochen ist. Ich habe mir also alle Stücke angeschaut und mir dann gesagt: 'Kiss me, Kate' - das verstehen sie! Ein Shakespeare, ein streitendes Ehepaar auf der Bühne, Eifersucht wegen einer Soubrette, außerdem großartige Musik, ein wunderbares Stück, gescheit! [...] Und dann war ich in Valley Forge, Pennsylvania, und hatte einen Reifenplatzer. Da kam ein junger Schwarzer und fragte mich, ob er helfen könne. [...]

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Er war Mitglied des Reise-'Porgy and Bess' von 1952, war in ganz Europa gewesen, konnte ein bisschen Deutsch und Tschechisch. Es war Hubert Dilworth, der später der Manager von Leontyne Price wurde. Ich fragte ihn, was er hier mache. Er antwortete, er spiele heute Abend 'Kiss me, Kate'. [...] Und ich fuhr mit ihm in die Vorstellung, war davon begeistert, auch von ihm, und meinte dann: 'Würden Sie jemals daran denken, nach Wien zu kommen und das auf Deutsch zu spielen? [...] Er hat nie gedacht, dass das wahr werden könnte."

 

Pressestimmen

BUNT, FLOTT UND VERGNÜGLICH

Genau 17 Jahre alt war die letzte „Kiss Me, Kate"−Produktion an der Wiener Volksoper. Ein Team um den Hausdebütanten Bernd Mottl präsentierte den Cole−Porter−Klassiker in – auch textlich – erneuertem Gewand.

Er soll ja am Anfang nicht so recht überzeugt gewesen sein. Als Cole Porter von der Autorin Bella Spewack die Story rund um ein sich mitten in einer Shakespeare−Komödie sowohl auf als auch hinter der Bühne streitendes Ex−Schauspielerehepaar angeboten bekam, klang das für den Broadwaykomponisten wenig zugkräftig. Geworden ist daraus schließlich das Musical „Kiss Me, Kate", Porters größter Erfolg. Und das erste Werk seiner Art in Österreich – dank Marcel Prawy.

Unkonventionell
Die Wiener Volksoper hat diese Musikkomödie nun wieder im Programm. Am Samstag erlebte das Musical dort gar seine 339. Vorstellung. Regisseur Bernd Mottl hat die Rahmenhandlung ins Jahr 1986 verlegt. Glanzleggins, Legwarmers, Glitzertops und Neonfarben lassen grüßen. Eine energiegeladene, bunt schillernde Truppe (Choreografie Alonso Barros), Sue Blanes Kostüme – vor allem die knalligen Neopren−Gewänder für die Shakespeare−Szenerie – sind ein absoluter Blickfang in dieser Produktion, die auf einer Drehbühne (Friedrich Eggert) angesiedelt ist.

Musicalhupfdohle
Franziska Becker als zänkische Lilli Vanessi bzw. Wildkatze Kate spielt großartig. Das von ihr gestaltete „Kampf dem Mann" ist ein echtes Gustostückerl! Letztlich legt Fred alias Petruchio (gut: Andreas Lichtenberger) sogar SEINE Hand unter IHREN Fuß. Entzückend ist Johanna Arrouas als „Musicalhupfdohle". Trefflich besetzt sind Boris Eder und Herbert Steinböck als Ganovenpaar. Herzig Sándor Németh als geplagter Vater und die beiden Freier Roman Martin und Jeffrey Treganza. Nicht zu vergessen Sulie Girardi, Martin Bermoser, Robin Poell und Kurt Schreibmayer. In Topform zeigte sich das Orchester der Volksoper unter Lorenz C. Aichner. Mögen Textverständlichkeit und Sangeskunst in den kurzweiligen drei Stunden manchmal auf der Strecke geblieben sein, in Summe ist der Volksoper ein locker−flockiger Musiktheaterabend zum Wohlfühlen gelungen. Herbstdepression ade!
KURIER−Wertung: von *
(KURIER)

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KISS ME, KATE WIRD WIEDER IN DER VOLKSOPER GEZEIGT

Locker leicht, vergnüglich und vor allem bunt gestaltet sich das Musical „Kiss me, Kate" in der Wiener Volksoper.1956 feierte es dort Premiere, 2012 wurde es wieder ins Programm aufgenommen. Knapp drei Stunden dauert die flotte Inszenierung, die sich Anleihen bei Shakespeare holt. In den Hauptrollen spielen Andreas Lichtenberger (als Fred Graham bzw. Petruchio) und Franziska Becker (Lilli Vanessi bzw. Kate).
Und wieder einmal kommt man im Theater nicht an Shakespeare vorbei: Eigentlich plant die Truppe um Fred Graham schlicht die Aufführung von „Der Widerspenstigen Zähmung". Doch der Stoff des Klassikers, in dem sich Kate als männerfeindliche Tochter von Baptista (Sandor Nemeth) weigert, einen Mann zu heiraten und so ihren Vater und ihre jüngere Schwester in Verzweiflung stürzt, erhält tückische Aktualität. Denn Kate und ihr zukünftiger Gemahl sollen vom geschiedenen Ehepaar Fred und Lilli Vanessi verkörpert werden. Bald fliegen daher nicht nur streng nach Shakespeare, sondern auch hinter der Bühne die Fetzen. Als auch noch die junge hübsche Bianca (Johanna Arrouas), auf die Fred ein Auge geworfen hat und ihr spielsüchtiger Freund Bill (Robin Poell) auftreten, ist das Chaos perfekt.

Musical zeigt ein Stück im Stück
Das Wechselspiel zwischen vor und hinter der Bühne wird in der Volksoper konsequent durchgezogen: Ungewöhnlich unkonventionell, steigt der Zuseher direkt in das Stück ein, noch vor offiziellem Beginn der Premiere ist der Vorhang bereits oben, man kann dem Ensemble beim Stretching und den letzten Vorbereitungen für Shakespeare zusehen. Der Regisseur kommt direkt aus dem Publikum, das Licht geht nur nach und nach aus und auch abgegangen wird nicht immer zur Seite, sondern häufig frontal durch die Menge.

Kiss me, Kate: Ein buntes Musical
Befindet sich das Geschehen gerade hinter der Bühne, ist die vorherrschende Tendenz bei den Kostümen ziemlich 1980er, alles in knalleng und neonfarben. Ist die "Zähmung" im Gange, sind es bunte Mittelalterkostüme. Das Verwirrspiel auf und hinter der Bühne löst man in der Volksoper aber nicht nur mit schnellen Kostümwechseln, auch eine Drehbühne hilft, zwischen der simpel gehaltenen Shakespeare−Kulisse und dem Backstage−Garderobenraum zu unterscheiden. Das funktioniert bestens und ergibt zusammen mit Porters Klassikern wie "Aber treu bin ich nur dir", "Schlag nach bei Shakespeare" oder "Tom, Dick und Harry" und einem sehr souveränen Orchester unter der Leitung von Lorenz Aichner einen vergnüglichen, runden Abend.
(APA)

„KISS ME, KATE" IN DER VOLKSOPER: WEIBLICHE KRALLEN, MÄNNLICHE PRANKE

Premiere: Cole Porters „Kiss me, Kate" mit Elan und Witz an der Volksoper Wien

Das Leben ist ein Theater, und wenn beides nicht so ernst genommen wird, kommt Cole Porters musikalische Komödie „Kiss me, Kate" heraus, die am Samstag das Premierenpublikum der Wiener Volksoper mit Elan, schrillen Kostümen und überdrehtem Witz umgarnte. Und natürlich mit zwei Hauptakteuren, die der Redensart „Was sich liebt, das neckt sich, was sich noch mehr liebt, das schlägt sich" eine vergnügliche Seite abgewinnen. Eine Theatertruppe steht vor der Premiere von Shakespeares „Der Widerspenstigen Zähmung". Schlimmer als das Lampenfieber wirken sich die Spannungen zwischen Fred Graham (Andreas Lichtenberger) und seiner Exfrau Lilli Vanessi (Franziska Becker) aus, die sich in ihr Rollenspiel als Petruchio und Katharina fortsetzen. Da ist nichts mehr zu retten, wenn auf der Bühne die Fetzen fliegen, die weiblichen Krallen ausfahren und die männliche Pranke auf ein Gesäß niedersaust. Regisseur Bernd Mottl lässt der komischen Übertreibung freien Lauf und nützt die Drehbühne mit ihren stilisierenden Kulissen und der banalen Garderobe zu einem schwungvollen Treiben vor und hinter der Bühne. Und er lässt das Stück im Stück einfach beginnen. Die Lichter sind noch an, da bringt sich das Ensemble dehnend und probesprechend in Form – in einem neonfarbenen Aerobic−Aufzug wie aus der Fundkiste eines Jane−Fonda−Fitness−Schuppens. Wechselt die Aktion in die „Zähmung", bekommt es das Auge mit Kostümen (Sue Blane) zu tun, die eine Disney−Zeichnerin unter bewusstseinserweiternder Nachhilfe entworfen haben könnte. Andreas Lichtenbergers Fred umweht die eitle Note eines Prinzipals, der seine Karriere schöner und größer redet, als sie ist. Franziska Becker hat die charismatische Diva ebenso drauf wie die enttäuschte Furie. In ihrer gesanglichen Souveränität sind sich die beiden ebenbürtig. Der frivole Körpereinsatz von Johanna Arrouas als karrieregeile Lois betört den spielsüchtigen Bill (Robin Poell), dessen windige Ausreden Folgen haben. Als Schulden eintreibende Ganoven toben sich Boris Eder und ein herrlich blöd dreinschauender Herbert Steinböck aus. Martin Bermoser hat als Garderobier Paul in der knisternden Ensemble−Einlage „Es ist viel zu heiß" seinen großen Moment. Das Orchester unter Lorenz Aichner lässt Porters Hadern swingen und walzen, Chor und Tänzer (Choreographie Alonso Barros) reißt es mit. Wunderbar...
(ÖNN)

ENDLICH KÜSST KÄTCHEN WIEDER!

Manche ätzten in der Pause, dass das Slapstick in einer Rumpelkammer sei, andere sprachen von exaltiertem Hauruck−Klamauk. Doch das Publikum fand diese Volksopernpremiere von Cole Porters Musicalklassiker „Kiss me, Kate" ganz nach seinem Geschmack: ausgiebig Beifall, Jubel, Bravogeschrei!
Längst ist „Kiss me, Kate" seit der Erstaufführung 1956 an der Volksoper ein Kult−Musical, wobei Marcel Prawys berühmt gewordene Produktion zum Maßstab für alle folgenden Inszenierungen wurde. Nun versucht Bernd Mottl, in popig schrägen, knallbunten Bühnenbildern Friedrich Eggerts gegen die Vorbilder, aber auch die Klischees anzuinszenieren. Das Theater in Baltimore, in dem Fred Graham und Lilli Vanessi ihre Heiratskomödie austragen und gleichzeitig die Geschichte ihrer Liebe in Shakespeares „Der Widerspenstigen Zähmung" verpacken, ist eine kleine Schmiere. Mottl setzt vor allem auf die Komik der quirligen Szenen, die er ungebremst, mit viel Schwung und herbem Charme ausspielt. Wobei ihm Sue Blanes grelle Renaissancekostüme mit ihren karikaturistischen Elementen helfen. Und Alonso Barros Choreografie gibt den Szenen die swingende Note. Lorenz C. Aichner debütiert am Pult des Volksopernorchesters, das Cole Porters Sound aufblühen lässt (Fassung von 1999) – etwa in der Begleitung der bravourösen Schmusenummern. Mit Jubel feierte das Publikum das Ensemble, besonders bei „Schlagern" wie „Wunderbar" oder „So verrückt nach dir": Andreas Lichtenberger gefällt als smarter Regisseur Fred Graham und Freier Petruchio, Franziska Becker als kapriziös streitbare Diva Lilli Vanessi und widerspenstige schrille Kate. Johanna Arrouas ist als Lois Lane ein liebes Dummerchen, Robin Poell ihr Lover Bill. In der Reihe der kleinen Rollen verbuchten Boris Eder und Herbert Steinböck Erfolg als literarisch ambitioniertes Ganovenpaar, Sandor Nemeth als Kates Vater, Sulie Girardi als Garderobiere, Kurt Schreibmyer als Mr. Howell.
(KRONEN ZEITUNG)

"KISS ME, KATE" − SCHWUNGVOLL, WITZIG

Bernd Mottl polierte mit Pfiff das bezaubernde Musical−Altertum von Cole Porter. Das stachelige Liebespaar gefällt in der spritzigen Neufassung von Peter kate 04Lund. Premierenfieber ist ein Gefühl" – es klingt seltsam, aber auch schön, wenn dieses Lied mit Operntönen gesungen wird: Sulie Girardi, Garderobiere des Show−und Filmstars Lilli Vanessi eröffnet die neue „Kiss me Kate" in der Volksoper, die seit Samstag allerhand Erfreuliches bietet. Die Hausdebütanten Franziska Becker und Andreas Lichtenberger überzeugen als streitbares, nicht mehr junges Paar Lilli und Fred, das einander wahrlich nichts schenkt. Sie lässt sich herab, in der Shakespeare−Produktion „Der Widerspenstigen Zähmung" ihres geschiedenen Mannes aufzutreten, der eine andere hat: Johanna Arrouas ist nicht das, was man sich unter einer früheren Nachtclub−Schönheit vorstellt, aber sie stattet Freds Freundin Lois, die auch Kates Schwester Bianca im Shakespeare spielt, mit ungewohnter Zartheit und gerieben−mädchenhafter Koketterie aus. Herbert Steinböck und Boris Eder sind zwei köstliche Ganoven, die Fred mit ihrer Forderung nach Begleichung einer Spielschuld, die er nicht verursacht hat, ins Schwitzen bringen. Kurt Schreibmayer ist ein würdig−eleganter Harrison Howell, der bis ins Weiße Haus bestens vernetzte reiche Bräutigam, den Lilli dann doch nicht nimmt, weil ein Leben abseits vom Theater ihren Hang zum Gin wohl noch verstärken würde. Sándor Nemeth ist mit seinem leichten ungarischen Akzent ein reizender leidgeprüfter Vater zweier ungleicher Töchter – und Robin Poell erfreut als Bruder Liederlich, der seine Lois aber herzlich liebt – und sie ihn auch, treu auf ihre Weise, also zeitweise...Christoph Wagner−Trenkwitz hat das wie üblich außerordentlich informative Programmheft zusammengestellt. Hier können sich Volksopern− und Musical−Habitués an vergangenem Kate−Glück delektieren, von der hinreißenden Olive Moorefeld , über Serafin, Minich bis zu den Filmen, u. a. mit Elizabeth Taylor und Richard Burton, für sie gerieten die Dreharbeiten zur Ehetherapie, die aber letztlich auch nichts mehr nützte.

Feiner Balanceakt für Alte und Junge
Muss man also nostalgische Tränen vergießen bei dieser neuen Volksopern−Kate? Keineswegs! Mottl ist als Regisseur mehrfach ein Gewinn: Mit sicherer Hand verbindet er ältere und jugendfrische Künstler. Hier ist bis auf vereinzelte Patzer jene Rasanz und Souveränität zu erleben, die man an angelsächsischen Produktionen auch nach der 200. Aufführung bewundert. Das Beste ist allerdings die Textbearbeitung von Peter Lund, der die heute etwas befremdliche Geschichte von der energischen Lady, die ein rüder Macho derart auf Linie bringt, dass sie sich am Ende als Missionarin für Unterordnung betätigt, auf subtile Weise ironisiert und ihr einen frivolen Anstrich verpasst hat. Dass es hier auch um Sex geht, verdeutlicht die Regie amüsant, aber nicht peinlich. Der Mittelweg zwischen old−fashioned Revue und zeitgemäßer Show scheint weitgehend geglückt. […] Insgesamt zeigt die Volksoper mit dieser auf disparate Erwartungshaltungen geschickt reagierenden Neuproduktion Flagge in der bereits überreichen Musical−Konkurrenz der Stadt. Diese Aufführung wird die älteren nicht verschrecken, aber auch jüngeren Besuchern gefallen.
(DIE PRESSE)