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Bonanza - eine Irrritation

bonanza

Wer kennt sie nicht – die Geschichte der großen Liebe: Frau und Mann begegnen sich, haben Schmetterlinge im Bauch, gefolgt von einer gemeinsamen Bleibe und dem Versprechen bis zum Tod. Romantik pur, bis - ja bis der Nachwuchs kommt. Aus Liebe wird der alltägliche Wahnsinn, aus den Küssen Lippenkriege, die einstige Leidenschaft wird zur Lüge. Was hilft da besser, als die Flucht auf die Ponderosa-Ranch zu den Cartwrights. Ein Mikrokosmos bestehend nur aus Männern, wo alle glücklich sind, alle zufrieden... bis das Böse Einzug hält. Doch wer wird das Böse besiegen? Und schließlich kommt alles anders, als Mann denkt ...

Die Geschichte einer ganz normalen Familie.
Mutter, Vater, Kinder, Großeltern, Verwandte, Therapeuten!

bonanzaAch nein: Die Geschichte einer ganz normalen Familie:
Vater, 3 Söhne und ein chinesischer Koch.
Alle sind glücklich alle sind zufrieden. Jeder liebt jeden.
Bis - ja - bis dann das Böse Einzug hält, in die Stätte der Idylle!
Und wer kann nun das Böse besiegen?

Die ganz normale Familie oder die Cartwrights, 5 Männer unter einem Dach.
Herbert Steinböck spielt sie alle: Die Guten, die Bösen und den ganzen verdammten Rest. (Am meisten freut er sich schon auf die Rolle des Koches Hop Sing)
Herbert Steinböck entführt Sie auf die Ponderosa-Ranch und erzählt uns - seinem Publikum - all das was uns die Erfolgsserie aus den 60er Jahren verheimlichte. Er erzählt uns, warum es keine Frauen auf der Ponderosa-Ranch gab und er erzählt, warum niemand, jemals auf die Toilette musste.
Und warum Hoss Gewichtsprobleme hatte (und ob auf der Ponderosa-Ranch heimlich masturbiert wurde???)
Ein Mikrokosmos nur bestehend aus Männern, der Traum jedes Therapeuten, oder ist doch das Konstrukt „Mutter-Vater-Kinder" vorzuziehen.
Wie auch immer: Das Böse wird ausgemerzt!
Soviel sei hier schon einmal versprochen!

Die ganze Wahrheit über BONANZA erfahren Sie von Herbert Steinböck.

Von und mit Herbert Steinböck.
Musik Erwin Bader
Regie Werner Sobotka

 

Kritiken

kabarett.at 17.2.2010
Herbert Steinböck - "Bonanza"

Eine mörderische Ehe im Fast-Forward-Remix : „Und alle warfen lachend den Kopf in den Nacken."
Hiphop durch die Ehekrise

Der Abend hat noch kaum richtig begonnen – und schon ist die Stimmung aber so was von im Keller. Ein – gelinde gesagt – mutiger Start für ein Kabarett-Solo. Als würde man seinen noch fabrikswarmen neuen Porsche vorsätzlich gegen die Leitschiene donnern. Und der Schock sitzt tief. Und vergeht nur langsam. Denn es hat schon etwas sehr lapidar-zynisches, wie die zentrale Figur des Programms auf die Nachricht von der Ermordung der Gattin reagiert. Pietätlos und gefühlskalt.

Nein, ein charakterliches Highlight ist dieser Typ definitiv nicht. Und auch kaum eine der über ein Dutzend anderen Gestalten, die Herbert Steinböck im Zuge des Abends mit virtuoser Exaktheit verkörpert. Von den drei Freundinnen der Verstorbenen – die blonde Bernadette, die geile Geli und die Emanze Eva – über den Erinnerungen an Düringers „Muttertags"-Opa wachrufenden Vater der Verblichenen bis hin zur schwer unterbelichteten Geliebten, von der bis zum Schluss weder die Hauptfigur, noch das Publikum weiß, ob sie jetzt eigentlich Ramona oder Romana heißt. Sie selbst übrigens auch nicht.

Die Geschichte, die Steinböck in „Bonanza" erzählt, fährt flott auf drei Schienen : Einerseits die Chronik einer zerrütteten Ehe – von ihren rosaroten Anfängen über Jungelternstress, Ehealltag und Versöhnungsurlaubsfiasko bis zu ihrem tragischen Ende. Andererseits die Suche nach dem Mörder, in deren Verlauf eine Figur nach der anderen von der Polizei verhört wird. Und drittens die Abenteuer und der Alltag der Cartwrights auf der „Ponderosa", in deren merkwürdig heile Männerwelt sich die von Frauen enttäuschte Hauptfigur immer wieder flüchtet. Am besten aufs Klo: „Hier bin ich frei, hier sperr ich mich ein."

Bei der filmisch, fast schon videoclip-artig anmutenden Verschachtelung der vielen mit gewohnt plakativ-wirksamer Komik und Spielwitz abgespulten, zum Teil recht originellen Kurzszenen haben Steinböck und sein Regisseur Werner Sobotka ganze Arbeit geleistet. Die spannende chronologische Inkohärenz mittels Rückblenden und die Verwebung der roten Fäden tragen das ihre dazu bei, dass einem beim Zuschauen nie fad wird. Und das, obwohl weder dem Mordfall noch der Ehekrise inhaltlich unerwartete Wendungen oder Überraschungsmomente abgewonnen werden.
Es sind viel mehr die klischeereichen Figuren, die raschen Szenenwechsel, die teils – bedingt durch die Thematik – mit durchaus auch derberen Scherzen gewitzten Dialoge, die perfekte Inszenierung und nicht zuletzt die genaue Lichtregie, die durchgehend für Kurzweil und Amusement sorgen. Ein bei aller Tragikomik lustig-leichtes, allseits hochprofessionell auf die Bühne gestelltes Programm. Was will man mehr ?

Eine mögliche Antwort auf diese Frage gibt Herbert Steinböck selbst in der Zugabe. Besser gesagt : im Nachspann. Da spielt er nämlich die „Outtakes" vor. Also eine besonders flotte Abfolge von Kürzestszenen mit Pannen, die – angeblich – bei den Dreharbeiten zu diesem „Kabarett-Film" passiert sind. Und auf einmal wird es schräg und absurd. Die Zweidimensionalität des Abends verliert plötzlich den Boden der vermeintlichen Realität unter den Füßen und erfährt dadurch jene erstaunliche Erweiterung, von der man 100 Minuten lang nicht gemerkt hat, dass sie einem gefehlt hat.
Peter Blau


Kritik am 30.3.2011 im Donau Kurier
Furioser Herbert Steinböck

Ingolstadt (DK) Im Rahmen der 27. Ingolstädter Kabarett- tage brillierte der Wiener Herbert Steinböck beim Ösi-Special in der Neuen Welt. Und das in einer furiosen Ein- Mann-Show. Das Programm mit dem Titel „Bonanza – eine Irritation" bot eine mitreißende Story, in welcher Steinböck in diverse Rollen innerhalb eines Familiendramas schlüpfte und wechselweise aus abgegriffenen Bonanza-Heften vorlas. Steinböck ist ein Meister der Mimik und Gestik, verwandelt sich in sekundenschnelle vom genervten Ehemann in die aufgedrehte beste Freundin der Gattin oder deren trinkfreudigen Vater. So erlebt das Publikum an diesem Abend ein ganzes Familienleben im Zeitraffer – vom Kennenlernen der Hauptpersonen via Anschreien in der Disco über den Tratsch danach in der Sauna bis hin zum Auseinanderleben nach 15 Jahren Ehe, wo selbst eine gemeinsame Reise in die Karibik im Desaster endet. Herbert Steinböck hat in seinem Programm unter der Regie von Werner Sobotka mit Hilfe weniger Requisiten, die alle in Schwarz gehalten sind, sowie mit ausgeklügeltem Licht ein vielseitiges und äußerst stimmiges Schauspiel-Comedy- Stück geschaffen. Steinböck lässt seine Figuren im bewusst kargen Bühnenbild pantomimisch so lebendig werden, dass dem Publikum Bilder wie das Paar im Bett nach der ersten Liebesnacht oder im Gebirge am Kletterseil fast schon cineastisch real vorkommen. Nicht umsonst lässt Steinböck in seinem grandiosen Bühnen- Spielfilm am Ende noch mal Pannen und Hoppalas wie Outtakes Revue passieren. Und erntet damit genauso viele Lacher wie in den vielen Minuten zuvor.

Wirklich zum Wegwerfen komisch spielte Herbert Steinböck die Szene der Geburt des Sohnes, in welcher die drei besten Freundinnen wenig hilfreiche Kommentare ablieferten – wie würde der echte Wiener sagen: Einfach „Urlustig"! Neben der Familiengeschichte liest Steinböck immer wieder aus Bonanza vor und zieht Parallelen zu den Szenen der Ehe seiner Hauptfiguren. Stimmig, witzig und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, werden alle Höhen und Tiefen einer Beziehung von Steinböck gekonnt aufs Korn genommen. Ein wirklich gelungener Abend mit österreichischem Charme und viel Esprit!

Spielte und las vor: Der Wiener Kabarettist Herbert Steinböck begeisterte beim 7. Auftritt der Reihe Ösi-Spezial.
Von Sandra-Isabel Knobloch


 

Wiener Zeitung 17.2.2010
Vom Schundheftl in die Ehekrise

Eines vorweg: Der Kabarettist Herbert Steinböck ist mittlerweile nicht mehr glücklich verheiratet. Das liegt aber nicht am neuen Programm "Bonanza", wird auf Nachfrage der "Wiener Zeitung" betont. Warum diese Erklärung? Nun, weil Steinböck in seinem neuen Programm einfach schonungslos all die Grauslichkeiten vor dem Publikum ausbreitet, die der Ehealltag mit Frau, Kind, Hund und Seitensprung zu bieten hat. Und weil er die klassische Familienstruktur unserer Gesellschaft in einen krassen Gegensatz stellt zu der heilen Männerwelt (ohne Frauen) aus seiner Lieblingsliteratur: "Bonanza" – das ist eine Männer-WG, die ungestört funktioniert. Ohne mühsame Freundinnen der Ehefrau, ohne beste Freunde, die einen für Ehebetrug rügen, ohne pubertären Nachwuchs, ohne Opa. Und mitten in die Lektüre knallt die Watsch'n der Realität. Zwei Stunden lang führt Steinböck Szenen eines Ehelebens zum Lachen und Weinen vor, in denen sich viele Zuschauer wiedererkennen werden – auf der einen oder anderen Seite des tiefen Grabens, der sich durchs Ehebett zieht.
Wobei Steinböck auf die Feststellung Wert legt, dass das Programm vor der Trennung entstand. Die Ex-Frau besuchte übrigens die Premiere und lächelte nachher noch immer. Auch für alle anderen Besucher war der Abend definitiv ein Gewinn: Weil sie zumindest lernten, wie man es nicht macht.
Von Mathias Ziegler


 

Die Presse 18.2.2010
Westernhelden und der Alltag

Herbert Steinböck spult in „Bonanza" einen Film voller Klischeefiguren ab.
Mutig. Der Beginn von Herbert Steinböcks zweitem Solokabarett ist mutig: Angezogen wie ein AHS-Lehrer (der er tatsächlich früher war), tritt Steinböck im Wiener Orpheum ans Lesepult und liest aus alten „Bonanza"-Heftln. Unterbrochen wird der lange Vortrag von einem Anruf mit Todesnachricht: Die Gattin wurde erschossen.

Das Publikum sitzt still und betroffen im Saal. Jemand murmelt: „So was macht man nicht." Weiter geht's mit der „Bonanza"-Lesung – nach und nach merken die Zuseher, dass die Worte vielmehr Steinböcks Dichtung sind denn die Wahrheit über die Cartwrights auf der Ponderosa-Ranch. Und erst wenn die Gedanken von Steinböcks Bühnenfigur abzuschweifen beginnen, versteht das Publikum: „Wir sind in einem Film!" Von da an wechselt die Schundheftl-Lesung sprunghaft zu Szenen einer Ehe, wie sie der „Bonanza"-Fan im Rückblick erlebt (gute Regieleistung von Werner Sobotka). Der gelernte Schauspieler Steinböck packt in dem filmähnlich konzipierten Stück aus, was er an Darstellerkunst zu bieten hat. Circa zehn Personen mimt er mit Liebe zum Detail und Liebe zu Stereotypen: von der phlegmatischen Emanze und der sexy Tussi über den zittrigen Opa und die eigene Ehefrau bis hin zum besten Freund des plötzlichen Witwers (im Endeffekt die einzige sympathische Figur des Stücks).

Sexismus gegen Mann und Frau

Anfangs scheint der Witwer nichts zu fühlen, so harmonisch war die Ehe auch nicht mehr – es plagt ihn eher die Frage: „Urne oder Grab? Besser ein großes Grab, da kann ich die 1000 Paar Schuhe als Grabbeigabe reinhauen."
Sexismus zieht sich durch das Stück – die Frauen sind entweder blond und unselbstständig oder verhärmt. Doch auch die Männer sind von Klischees gezeichnet – die Lacher aus dem Publikum zeigen aber, dass manche Überzeichnung den Kern des Problems zu treffen scheint. Am besten sind jene Szenen, in denen sowohl Männer als auch Frauen die Dummen sind – wie die wirklich lustig gespielte erste Begegnung des Liebespaares in der Disco (inklusive Sexszene, in der das Requisit des klassischen schwarzen Kabaretttischerls für Steinböck als Partner herhalten muss).

Die Romantik des jungen Liebesglücks („Er ist mein Held, er hat meinen Salzstreuer repariert") zerbröselt spätestens mit dem gemeinsamen Kind, der Ehemann zieht sich immer lieber aufs Klo zurück: „Da bin ich frei, da sperr ich mich ein!"
Am Ende ist wirklich einer der Eingesperrte: Der Mörder der Frau wurde gefasst – und zur Zugabe begeistert Steinböck mit extra entwickelten „Pannen und Hoppalas", bei denen er manch Szene des Stücks so nachspielt, als sei bei den Dreharbeiten etwas schiefgegangen.
Veronika Schmidt

Contra, Sonntag, 28. Februar 2010

"Wenn man die Cartwrights anschaut, die treiben entweder Viecher von A nach B oder - und das kommt auch mehrfach in meinem Kabarettprogramm vor - sie reparieren die Zäune der Westweide. Ich glaube, das findet in jeder Sendung statt, das Reparieren der Zäune der Westweide, die müssen sehr marode sein", sagt Herbert Steinböck über seine Lieblingsfernsehserie aus den 1960er Jahren.
Einfach unkompliziert

Erinnern Sie sich noch an die Cartwrights? Eine Männergesellschaft bestehend aus vier Western-Helden und einem chinesischen Koch. Die Ponderosa war ihr Zuhause. Die Ranch hatten die Drehbuchautoren der US-Fernsehserie "Bonanza" in Nevada, am Lake Tahoe, angesiedelt. Herbert Steinböck lieh sich für sein neues Solo den Titel dieser TV-Produktion aus den 1960er Jahren.

"Bonanza - eine Irritation" ist die Geschichte eines Mannes, der sich ganz gerne in die übersichtliche Welt von Little Joe, Hoss, Adam und Ben Cartwright flüchtet - vor allem dann, wenn das Leben in der eigenen Kleinfamilie ungemütlich zu werden droht. Herbert Steinböck hat diesen kabarettistischen Ausflug in die vielschichtige Beziehungsstruktur zwischen Männer und Frauen unternommen und auf die Bühne gebracht.
Wer erschießt schon meine Frau?

Mit dieser Frage wendet sich Herbert Steinböck an sein Publikum. Immerhin hat er die Neuigkeit, dass er ab sofort alleinerziehender Vater des pubertierenden Marco ist, soeben auf der Bühne erfahren - während er die "Bonanza"-Folge 243 vortrug. Das ist wahrlich ungewöhnlich.
Die Nachricht vom plötzlichen und gewaltsam herbeigeführten Tod seiner Frau veranlasst Herbert Steinböcks Protagonisten zu einer Abrechnung mit seinem Beziehungsalltag und allem, was dazu gehört. In kurzen, szenischen Rückblenden stellt er die besten Freundinnen seiner mittlerweile Ex-Gemahlin vor: Bernadette die Haarstylistin, Eva die Emanze und Geli, die Frau mit wechselnden Geschlechtspartnern. Er dreht die Zeit zurück an jenen Tag, als er seine spätere Frau in der Disco kennenlernte - bei einem Getränk bestehend aus Cola und Rotwein: auch Bonanza genannt. Er erzählt vom Zusammenziehen, von der Geburt des gemeinsamen Sohnes und von den Freuden junger Eltern.

"Ich wollte über die Familie schreiben und wie schwierig es ist, Mann und Frau zusammenzuhalten und Familie zu sein", so Steinböck. "In meiner Geschichte hat ja alles schön begonnen, die beiden waren so glücklich und dann funktioniert die Beziehung trotzdem nicht. Ich wollte auch zeigen, wie missverständlich die Welt sein kann. Und die 'Bonanza'-Welt hat mir schon als Kind gefallen: eine glückliche Welt, wo es nur Männer gibt, die auch noch Gutes tun und wo es nie Bröseln gibt. Alles geht gut aus, blöder geht es ja nicht. Das wollte ich unserem Familienmodell gegenüberstellen, wo man schon daran scheitern kann, wer jetzt den Müll hinunter trägt."

Krimi zwischen Gut und Böse

Waren bei den Cartwrights die Bösewichte rasch identifiziert, so sind es bei Steinböcks Bühnenfigur die Beziehungsprobleme. Dabei hatte alles so vielversprechend begonnen - zwischen dem Securitas-Wachebeamten und seiner Flamme aus der Disco. Doch die alltagsbedingten Abnützungserscheinungen bleiben selbst Fredi, dem Trauzeugen, nicht verborgen.
Parallel zu den Rückblenden aus dem erweiterten Familienleben flicht Herbert Steinböck in seine Geschichte auch geschickt Elemente eines Krimis. Zu diesem Zweck verlegt er einige Szenen auf das Polizeirevier und lässt sein Publikum Zeuge der Vernehmungen werden. Vom Schwiegervater über die Freundinnen bis hin zu Sohn Marco - sie alle müssen sich zum Tathergang und ihren diesbezüglichen Überlegungen äußern. Und keiner will es gewesen sein - fast wie im richtigen Kriminalroman.

Bühnenwirklichkeit und Realität

Hat Herbert Steinböck in seinem ersten Solo namens "Bananensplitter" auf seine Weise eine überstandenen Krebserkrankung thematisiert, so lag es nahe, dass auch sein zweites Programm über das Scheitern einer Liebesbeziehung biografische Wurzeln haben könnte. Nicht zuletzt deswegen, weil der Kabarettist auch im realen Leben von seiner Frau getrennt lebt.
"Familie war für mich ein ganz heißes Thema für die Bühne", sagt er. "Zu dem Zeitpunkt deutete von meiner privaten Situation nichts in diese Richtung, mich hat die private Situation parallel zu meinem Programm eingeholt. Meine Frau und ich sind seit kurzem geschieden, gehen eigene Wege und lustigerweise geht es jetzt auch in meinem Programm um das Thema Familie. Weil ich das Programm nicht geschrieben habe, um einen Schmerz abzuarbeiten, gibt es keine Überschneidungen zwischen meinem Privatleben und der Bühnenfigur und das ist auch gut so", sagt Herbert Steinböck über Realität und Bühnenwirklichkeit.

Während sein Protagonist und dessen Frau immer deutlicher die Gegensätze anstelle der Gemeinsamkeiten in den Vordergrund rücken, bietet die Lektüre der "Bonanza"-Hefte eine willkommene Flucht aus dem Alltag. Auch im Urlaub und vor allem am Tag der Trennung.

Männerbund oder Kleinfamilie

Herbert Steinböck bringt auf vielfältige und sehr unterhaltsame Weise die Zentrifugalkraft negativer Beziehungsenergie auf die Bühne. Problemlos schlüpft er von einer Rolle in die nächste und legt seinen kabarettistischen Familienkrimi wie eine aus rasch geschnittenen Bildern bestehende, filmische Rückblende an.

Werner Sobotka hat für "Bonanza - eine Irritation" die Regiearbeit geleistet. Die Frage unserer Beziehungsfähigkeit ist ein Thema, dem wohl jeder etwas abgewinnen kann. Dennoch hat Herbert Steinböck der Stärke seines gewählten Leitmotivs nicht vollends vertraut und seine Figuren teilweise unnötig laut und klischeebehaftet angelegt. Die vulgären Ausbrüche des Ehemanns stehen daher auch nicht immer in Relation zu der im Stück verwendeten Sprachtemperatur. Und auch die Freundinnen der Ermordeten fallen gelegentlich der Karikatur ihrer eigenen Figuren zum Opfer.
Ob die Männergesellschaft in "Bonanza" besser fährt als die Kleinfamilie im 21. Jahrhundert, diese Entscheidung überlässt der Kabarettist dann doch seinem Publikum. Eine sehr gelungene wie überraschende Wendung in der Handlung hat Herbert Steinböck für das Ende seines Programms eingeplant. Und diese Überraschung entschädigt dann doch für manche Irritation.

Text: Silvia Lahner